März 4, 2025

10 Gründe als United-Fan optimistisch in die Zukunft zu blicken

Von Adam Englert

Momentan United-Fan zu sein, ist alles andere als einfach: Platz 14 in der Liga, das Aus in beiden Pokalwettbewerben, eine lange Verletztenliste – und obendrein wird der Club in den Medien zur Lachnummer.

Das Ausscheiden gegen Fulham am Sonntag markierte einen weiteren Tiefpunkt. Doch wirklich überraschend kam es nicht – vielmehr ist es die logische Konsequenz jahrelanger Fehlentwicklungen.

Angesichts dieser Lage könnte man frustriert seine Fanutensilien in die Ecke werfen und sich einen neuen Verein suchen. Doch wer das große Ganze betrachtet, erkennt: So düster, wie es gerade scheint, ist die Zukunft gar nicht.

Deshalb präsentieren wir euch zehn Gründe, warum United-Fans trotz allem optimistisch bleiben können.

Das Gute an einem Tiefpunkt ist, dass es meistens nicht mehr viel schlechter werden kann – vorübergehend. Dennoch hat diese neue Negativerfahrung als United-Fan einige Vorteile. Das Selbstverständnis, um Titel mitzuspielen und sich jedes Jahr ohne Probleme für die Champions League zu qualifizieren, ist spätestens seit der letzten Saison ein Ding der Vergangenheit. Stattdessen wird man sich langfristig damit abfinden müssen, dass ein Platz unter den ersten sieben als (Teil-)Erfolg gewertet wird und die Hoffnung eher darin liegt, wie in der vergangenen Spielzeit einen guten Lauf in einem der Pokale zu erwischen.

Dies klingt einerseits ernüchternd, ist aber anders betrachtet auch etwas befreiend. Denn eines ist sicher: Kein Trikot war in den letzten Jahren stärker mit Druck belastet als das von Manchester United. Sollte mit der gesunkenen Erwartungshaltung auch die Last auf die Mannschaft kleiner werden, könnte sich das durchaus positiv auf die Leistungen auf dem Platz auswirken. Hoffentlich…

Ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, darf man bei 16 Punkten Abstand auf Platz 18 konstatieren, dass man dieses Jahr trotz aller Schwächen relativ entspannt die Klasse halten wird. Für ein Team wie Manchester United sollte das selbstverständlich sein, doch im Fußball gibt es keine Garantien. Im Jahr 1968, als man den Pokal der Landesmeister gegen Benfica gewann, hätte wohl niemand für möglich gehalten, dass der Verein nur sechs Jahre später den Gang in die zweite Liga antreten müsste. So ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es United treffen könnte, wenn die Abwärtsspirale nicht gestoppt wird.

Nichtsdestotrotz bleibt ein Abstieg, zumindest in den kommenden Spielzeiten, eher unwahrscheinlich. Das liegt allerdings weniger an United selbst als an der Qualität der Teams, die aus der Championship aufsteigen. Letztes Jahr mussten mit Sheffield United, Burnley und Luton alle drei Aufsteiger direkt wieder absteigen, und auch dieses Jahr deutet vieles darauf hin, dass die Neulinge Ipswich, Southampton und Leicester ebenso geradlinig zurück in die Unterklassigkeit müssen. Ausschlaggebend hierfür ist die finanzielle Macht der etablierten Premier-League-Teams, durch die Aufsteiger kaum eine realistische Chance haben, mitzuhalten. Das ist sicher nicht fair, aber ein Vorteil für Teams wie United, die schwierige Zeiten durchmachen und zudem finanziell kürzer treten möchten.

Ein Abstieg in die Championship wäre für einen Verein wie Manchester United ein finanzielles Desaster – umso glücklicher können wir uns schätzen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Abstiegs nach wie vor sehr gering ist. 

Zugegeben, die Nachrichten, die zuletzt aus dem Old Trafford und Carrington eintrudelten, waren keinesfalls leichte Kost. Letzte Woche verkündete der Verein, dass weitere 150 bis 200 Stellen gestrichen würden, nachdem zuvor bereits 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor die Tür gesetzt worden waren. Zudem sickern immer wieder Meldungen durch, wonach Sir Jim Ratcliffe Sparmaßnahmen durchsetzt – sei es die Schließung der Kantine, das Streichen der Weihnachtsprämien oder die geplante Schließung der Büros in London. Diese Maßnahmen sollen hier keinesfalls gerechtfertigt werden, zumal sie fast ausschließlich Menschen betreffen, die keine Topverdiener im Verein sind.

Nichtsdestotrotz zeigen diese Maßnahmen – so hart und herzlos sie auch sind –, dass INEOS den Ernst der Lage erkannt hat und nun mit aller Macht versucht, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. In den letzten fünf Jahren hat United jedes Jahr Verluste gemacht, weshalb ein Umdenken im Finanzbereich zwingend notwendig ist – insbesondere angesichts der fehlenden Einnahmen aus dem Europapokal.

Freilich ist das größte Problem im Verein nicht die hohe Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern die exorbitanten Ablösesummen und Gehälter. In dieser Saison hatte United nach Real Madrid, Bayern und Man City die vierthöchste Gehaltsliste im Weltfußball – angesichts der Leistungen des Kaders ein Witz. Deshalb arbeiten INEOS und CFO Omar Berrada daran, das Missmanagement der letzten Jahre auszubügeln und die Gehaltsstruktur nachhaltig zu senken.

Die letzten beiden Transferfenster haben bereits gezeigt, in welche Richtung sich die Personalpolitik entwickeln wird. Mit Marcus Rashford, Jadon Sancho, Anthony Martial und Raphaël Varane haben vier Topverdiener den Verein (vorübergehend) verlassen, während die Verträge von Eriksen und Lindelöf (Ablauf 2025) sowie Casemiro (2026) voraussichtlich nicht verlängert werden. Gleichzeitig wurden die Gehälter der Neuzugänge Mazraoui, Ugarte, Yoro und Dorgu (mit Ausnahme von De Ligt) vergleichsweise niedrig angesetzt, während die Ablösesummen – anders als früher – eher moderat ausfielen.

Noch entscheidender als Gehälter und Ablösesummen ist jedoch die Altersstruktur des Kaders. Mit Zirkzee, Højlund, Obi, Garnacho, Amad, Mainoo, Collyer, Ugarte, Dorgu, Yoro und Heaven ist ein Großteil des Teams unter 23 Jahre alt. Zum einen kann man darauf hoffen, dass sich diese Spieler in den nächsten Jahren spürbar weiterentwickeln, zum anderen wären sie im Falle eines Scheiterns bei United für vergleichsweise hohe Ablösesummen zu verkaufen – anders als etwa ein Varane oder ein Casemiro. 

Dieser Punkt ist gewiss umstritten, dennoch ist Rúben Amorim ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Vereins. In seinem letzten Spiel vor dem Wechsel zu United besiegte der 40-jährige Portugiese Manchester City mit 4:1 in der Champions League – mit einer Mannschaft, die nur einen Bruchteil des Marktwerts ihres Gegners besitzt. Ohne Frage ist Amorim eines der größten Trainertalente Europas. Die Frage ist nur, ob er – vier Monate nach seinem Amtsantritt – wirklich der Richtige für United ist.

Trotz seines jungen Alters ist Amorim in seiner Kommunikation äußerst klar und weiß genau, wie seine Philosophie umgesetzt werden soll. Im Fall Marcus Rashford – ob man das gutheißt oder nicht – hat der Mann aus Lissabon bewiesen, dass er knallhart durchgreift und keine Kompromisse eingeht. Ähnlich verhält es sich mit seiner 3-4-3-Formation, an der er unbeirrt festhält, obwohl das mediale Echo ihn wiederholt auffordert, auf das pragmatische 4-2-3-1 umzusteigen.

Trotz aller Widerstände bleibt Amorim standhaft – ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu den bisherigen Trainern der Post-Ferguson-Ära. Sollten wir uns im Sommer sinnvoll verstärken und weiter verjüngen, könnten wir endlich den Fußball sehen, den der Portugiese bei Sporting spielen ließ. Momentan bleibt es allerdings ein Versprechen, das Rúben Amorim noch einlösen muss.

Die Niederlage im Elfmeterschießen gegen Fulham war bitter und enttäuschend, doch eine positive Randnotiz gab es trotzdem: Der 17-jährige Chido Obi-Martin kam zu seinem dritten Kurzeinsatz und konnte endlich andeuten, welch großes Talent in ihm steckt – was auch TV-Experte Wayne Rooney lobend hervorhob.

Chido Obi-Martin ist keinesfalls das einzige Toptalent, das sich in Uniteds Academy befindet. Mit Spielern wie Harry Amass, Gabriele Biancheri, Shea Lacey, Jack Fletcher, Sekou Kone, Godwill Kukonki, Amir Ibragimov und Jack Moorhouse gibt es eine Reihe von Youngstern, die sich in der kommenden Saison Chancen ausrechnen können, Teil des Profikaders zu werden.

United hält weiterhin den beeindruckenden Rekord, seit 1937 in jedem Spiel mindestens einen Absolventen der eigenen Jugendakademie im Kader aufgeboten zu haben. Diese erfolgreiche Nachwuchsarbeit hat bereits Weltstars wie Bobby Charlton, George Best, Norman Whiteside, Ryan Giggs, Paul Scholes, David Beckham, Marcus Rashford und nun auch Alejandro Garnacho sowie Kobbie Mainoo hervorgebracht. Hoffentlich wird man auch in Zukunft weitere Talente produzieren, die nicht nur die Mannschaft verstärken, sondern auch den Verein über den Platz hinaus repräsentieren und unsere Werte nach außen tragen.

United ist momentan von allen Topteams der Liga der größte gefallene Riese. Dennoch ist es keineswegs so, dass unsere Konkurrenten völlig ohne Probleme auskommen. Durch das Financial Fair Play der UEFA und die PSR-Regeln der Premier League ist es ohnehin kaum noch möglich, dass sich ein Verein finanziell übernimmt. Das bedeutet gleichzeitig, dass Teams wie Manchester City und Newcastle – trotz der Unterstützung durch Staatsfonds – nicht mehr den großen Vorteil genießen, den sie noch vor einigen Jahren hatten.

Liverpool ist in dieser Saison der Überflieger und auf dem besten Weg, die 20. Meisterschaft zu holen und mit den Red Devils gleichzuziehen. Dennoch steht im Sommer ein Umbruch bevor, wobei die Zukunft von Trent Alexander-Arnold, Virgil van Dijk und Mohamed Salah noch ungewiss ist. Ohne diese Leistungsträger könnte es bald an der Merseyside schon ganz anders aussehen.

Manchester City hatte in dieser Saison schwer mit der Verletzung von Rodri zu kämpfen und war nach langer Zeit nicht im Meisterrennen der Liga vertreten. Neben der Frage, ob Rodri nach seiner Verletzung stark zurückkehrt, befindet sich der Klub gerade im Umbruch. Kyle Walker wurde bereits an den AC Milan verliehen, während es möglich ist, dass Spieler wie John Stones, Bernardo Silva und allen voran Kevin De Bruyne im nächsten Jahr nicht mehr da sein werden. Was letztendlich mit den 115 Finanzvergehen passiert, mit denen der Meister konfrontiert ist, bleibt weiterhin unklar. Doch mit jedem Tag schwindet bei der Konkurrenz die Hoffnung, dass Manchester City tatsächlich bestraft wird, weshalb die Citizens, solange Pep Guardiola bleibt, auf lange Sicht das Maß aller Dinge bleiben sollte.

Auch bei den anderen Topteams gibt es diverse Probleme. Arsenal ist derzeit die konstanteste Mannschaft der letzten Jahre, schafft es unter Mikel Arteta aber nicht, den letzten Schritt zu machen – auch weil ein nomineller Mittelstürmer fehlt. Chelsea verfügt zwar über eine schier endlose Anzahl an Spielern, doch die chaotische Transferpolitik war bislang nicht von Erfolg gekrönt. Tottenham befindet sich, ähnlich wie United, in schlechter Verfassung und ist momentan eher damit beschäftigt, nach unten zu blicken statt nach oben.

Das Gras auf der anderen Seite ist nicht immer grüner, und wir sollten unsere Gegner nicht größer machen, als sie sind. Alle Vereine in der Premier League haben mit Problemen zu kämpfen – und kein Klub in England besitzt die kommerziellen Voraussetzungen, wie United sie hat…

Auch wenn es sportlich schon lange nicht mehr der Fall ist, bleibt Manchester United abseits des Platzes ein Gigant im Weltfußball. Laut Forbes ist United das zweitwertvollste Team der Welt – knapp hinter Real Madrid –, während der Klub in der Deloitte Money League als viertumsatzstärkster Verein geführt wird.

Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Einerseits sitzt der Klub auf rund 800 Millionen Euro Schulden, andererseits entnehmen die Glazers als Besitzer weiterhin munter Dividenden – ein Unding, das wohl noch lange so weitergehen wird.

Trotz der finanziellen Belastungen bleibt United eine kommerzielle Macht im Weltfußball, auch wenn die Mannschaft sportlich längst nicht mehr mit dem Standing des Vereins mithalten kann. Für uns Fans sind finanzielle Kennzahlen zwar zweitrangig, doch sie stellen sicher, dass der Klub langfristig konkurrenzfähig bleibt – die Frage ist nur, wie lange noch.

Um die Stadionfrage zu klären, wurde eigens eine Task Force ins Leben gerufen, die verschiedene Optionen für einen Um- oder Neubau erörtert. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass eine umfassende Sanierung des Old Trafford die Kapazität auf 87.000 Plätze erhöhen könnte, während ein Neubau Platz für bis zu 100.000 Zuschauer bieten würde. Beide Varianten werden weiterhin geprüft, wobei der Verein noch vor dem Sommer eine Entscheidung über den bevorzugten Ansatz treffen wird.

Ein Abschied vom Old Trafford – geschweige denn ein Abriss – wäre zweifellos eine unpopuläre Entscheidung. Doch mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, dass der Klub zu einem Stadionneubau tendiert. Tatsache ist, dass das Old Trafford in die Jahre gekommen ist und nicht mehr den Ansprüchen eines Vereins genügt, der langfristig mit Europas Topteams mithalten will.

Sollte es jedoch gelingen, an gleicher Stelle ein hochmodernes Stadion zu errichten, das zugleich die Geschichte des Old Trafford und der Region würdigt, könnten die Fans einen Neubau nicht nur akzeptieren, sondern sogar bevorzugen. Eine größere Kapazität hätte zudem nicht nur finanzielle Vorteile für den Verein, sondern käme auch den vielen Fans zugute, die derzeit nur schwer an Tickets gelangen.

Insgesamt könnte eine brandneue Fußballkathedrale neuen Schwung in den Verein bringen – einen Verein, der, ähnlich wie Old Trafford selbst, längst nicht mehr der Glanz vergangener Tage ausstrahlt.

Der letzte Grund, optimistisch zu bleiben, sind wir – die Fans. Das mag kitschig und emotional klingen, doch letztlich sind es die zahllosen Anhänger weltweit, die diesen Verein ausmachen. Viele von uns sind längst leidgeprüft, doch unsere Leidenschaft für Manchester United endet nicht über Nacht, nur weil es ergebnistechnisch mal nicht läuft.

Ein Blick ins Old Trafford und in die Auswärtsstadien bestätigt diesen Eindruck: Unsere Fans gehören zu den lautesten in England, füllen jedes Stadion – egal ob zu Hause oder auswärts – und lassen sich nicht unterkriegen. Einige Fußballtouristen mögen bereits abgewandert sein oder es noch tun, doch der harte Kern bleibt. Mehr noch: Angesichts der schwierigen Situation scheint sich eine echte „Jetzt-erst-recht“-Mentalität entwickelt zu haben.

Ein altbekanntes Fanlied bringt es auf den Punkt:

„We’ll never die, we’ll never die,
We’ll never die, we’ll never die,
We’ll keep the Red flag flying high,
Because Man United will never die.“

So simpel diese Hymne auch ist – solange wir Fans zu unserem Klub stehen, egal wie schwierig es sportlich läuft oder wie schlecht der Verein geführt wird, wird Manchester United eine Zukunft haben, auf die wir uns freuen können!

GGMU!

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