
Man United 2 Galatasaray 3
Von Adam Englert
United verspielt den Dreier und verliert auch noch gegen den türkischen Meister, da man sich hintenraus unverzeihliche individuelle Fehler leistete! Damit ist das Weiterkommen in der Champions League in weite Ferne gerückt!
Ten Hag brachte im Vergleich zum Wochenende nur eine Änderung, wodurch Hannibal für Pellistri die rechte Außenbahn bekleidete, ansonsten bekamen die zehn weiteren Akteure das Vertrauen, es besser zu machen, als am Wochenende beim 0:1 gegen Palace!
Von Beginn an, war den Spielern anzumerken, dass sie das Spiel gewinnen wollten und auch gegen ein mit Stars gespicktem Galatasaray im Old Trafford ihr Spiel aufzwingen wollten. So hatte Bruno Fernandes nach wenigen Augenblicken die erste Chance, konnte seinen Abschluss aber nicht aufs Tor bringen.
Große Chancen ließen zunächst auf sich warten, doch nach 17 Minuten wurde United für die mutige Anfangsphase belohnt: Dabei wurde Rashford von Casemiro mit viel Platz auf dem rechten Flügel steil geschickt. Das Eigengewächs flankte dann im richtigen Zeitpunkt scharf an den Fünfer, wo Hojlund eingelaufen kam und zum verdienten 1:0 einnickte, sein zweites CL-Tor im zweiten Spiel!
Wie aber schon in München, sollte auf den Treffer gleich ein Gegentreffer folgen. Sanchez schlug wenige Minuten später einen Ball aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Wilfried Zaha, der Dalot viel zu leicht abschütteln und den Ball per Aufsetzer an Onana vorbei ins Tor bugsieren konnte. Ein bitterer Nackenschlag nur 6 Minuten nach der Führung!
United reagierte aber stark auf den Ausgleich und kam im Laufe der ersten Hälfte immer wieder in aussichtsreiche Positionen. Zwei dieser Chancen hatte der emsige Mount, beide seine Abschlüsse wurden aber in letzter Sekunde geblockt, weshalb es nur mit dem 1:1 in die Pause ging.

Zur Halbzeit wurde der eher unsichtbare Hannibal durch Christian Eriksen ersetzt und United machte dort weiter, wo es nach der Halbzeit aufgehört hatte, nämlich damit das Strafraum des türkischen Meisters zu belagern.
In Minute 53 gab es den nächsten Hochkaräter, als Eriksen, der nach seiner Einwechslung sehr aktiv war, Rashford mit einem tollen Steilpass bediente, dieser aber aus aussichtsreicher Position Bruno bedienen wollte, statt selber abzuschließen. Leider aber war der Pass auf den Portugiesen nicht richtig gewichtet, sodass Boey in letzter Sekunde klären konnte.
Trotz vergebener Chance machten die Red Devils im Regen munter weiter und kamen dabei immer wieder zu Abschlüssen. In Minute 60 dann auch zum vermeintlichen 2:1 durch Hojlund, der mit einer schönen Finte, Abwehr und Torwart aushebelte und ins Tor traf. Allerdings aus Abseitsposition, sodass es beim 1:1 blieb.
Nur 7 Minuten später klingelte es dann aber wieder und diesmal hatte der Treffer auch Bestand. Sanchez rutschte weg, womit Hojlund mit seiner Dynamik und seinem Tempo in den Strafraum Galas eindringen und den Ball lässig über Muslera hinwegschaufeln konnte. Ein tolles Tor zum 2:1, das eindrucksvoll bewies, welch Riesentalent Rasmus Hojlund ist und welch große Zukunft ihm bevorstehen wird.

Damit ist aber auch der positive Teil des Abends auserzählt. Was nämlich in den letzten 25 Minuten passierte gleicht dabei einer Horrorshow, die man so nur selten im Old Trafford erlebt hatte.
Der erste Akt der Tragödie begann damit, dass die Führung trotz drückender Überlegenheit im zweiten Durchgang wieder nur wenige Minuten Bestand hatte. Yilmaz setzte sich auf rechts gegen den glücklosen Aushilfslinksverteidiger Amrabat durch, dessen Hereingabe zu Aktürkoglu durchrutsche, der nur noch ins lange Eck einschieben musste. Ein unnötiges Gegentor, das sich eigentlich überhaupt nicht angedeutet hatte.
Nun war United nach dem wiederholten Gegentor nach Führung verunsichert und Galatasaray hatte zum ersten Mal Oberwasser. Diese Verunsicherung wurde dann wenige Augenblicke später auf übelste Art deutlich, da Onana im Spielaufbau einen haarsträubenden Fehlpass in die Füße von Mertens spielte, der von Casemiro nur von einem Foul im Sechzehner gestoppt werden konnte. Zu allem Überfluss gab es Gelb-rot für Casemiro, während Mauro Icardi vom Punkt die Riesenchance hatte, die Partie zu entscheiden.

Icardi trat an, setzte den Strafstoß aber wenige Zentimeter am Pfosten vorbei. Glück für United, die nun allerdings die Schlussphase mit zehn Mann bestreiten mussten.
Durch das 2:2 entwickelte sich dann aber ein Spiel auf Augenhöhe, in dem beide Teams auf Sieg spielten. Der für Rashford eingewechselte Garnacho setzte Momente nach dem Elfer zum Solo an und hatte Pech, dass sein Abschluss in letzter Sekunde geblockt wurde. Dies sollte die letzte gute Aktion Uniteds werden, da wiederum wenige Augenblicke später der KO folgen sollte.
Wieder hatte Amrabat Aktien am Gegentor, da er etwas übermotiviert einen langen Ball an den Mittelkreis schlug. Dieser kam aber postwendend zurück, wodurch Icardi (durch den tiefstehenden Amrabat nicht im Abseits) auf und davon war und anders als beim Elfer den Ball eiskalt an Onana ins Tor chippte, womit Gala das Spiel von 2:1 auf 2:3 gedreht hatte.

Die Auswärtsfans eskalierten und das Heimpublikum konnte nicht fassen, dass man die Partie so fahrlässig aus der Hand gegeben hatte.
United hatte zwar noch Zeit, jedoch gestaltete sich das Offensivspiel mit 10 Mann deutlich schwieriger als davor, sodass man in der Schlussphase nicht mehr zwingend vor dem Kasten Musleras auftrat. So hatte Galatasaray wenig Mühe, das 3:2 in der Schlussphase sowie in 7 Minuten Nachspielzeit zu verteidigen, womit der türkische Meister seinen ersten Sieg auf englischem Boden feiern konnte.
Ten Hags Team hatte zwar phasenweise sehr anständig gespielt, jedoch leistete man sich verheerende individuelle Aussetzer, die auf diesem Level eiskalt bestraft werden.
Paul Scholes brachte es bei TNT-Sports gut auf den Punkt, als er sagte: „Es ist enttäuschend. Ich glaube nicht, dass United heute schlecht gespielt hat, aber vor dem Spiel hat man über die mangelnden Tore geredet, um heute die Defensivarbeit aus den Augen zu lassen. Heute war das defensiv nicht gut genug, sie waren völlig unorganisiert.“
Rio Ferdinand ergänzte: „Wir haben geschlafen. Sie haben uns wie ein Messer durch heiße Butter aufgeschnitten.“

Dadurch steht bei United nach zwei Spieltagen in der Königsklasse weiter die Null, obwohl man in den zwei Partien 5 eigene Tore geschossen hat und man mit Rasmus Hojlund den Topscorer des Wettbewerbs in den eigenen Reihen hat. Insgesamt liegt man in der Gruppe abgeschlagen auf dem letzten Platz, womit das Ticket für das Achtelfinale kaum noch realistisch ist und selbst Platz 3 und die Europa League keinesfalls ein Selbstläufer wird.
Mit sechs Niederlagen in den ersten 10 Saisonspielen ist nun Erik ten Hag in großer Gefahr seinen Job zu verlieren, obwohl der Niederländer mit Platz 3 und dem EFL-Cup-Gewinn in der Vorsaison so glänzende Arbeit geleistet hat. In dieser Spielzeit 23/24 hat es das Team jedoch zu keinem Zeitpunkt geschafft zu überzeugen, weshalb die Luft für den ehemaligen Ajax-Coach mehr als dünn geworden ist.
Schon beim mageren 1:0-Sieg gegen die Wolves am ersten Spieltag wirkte die Mannschaft verunsichert und müde, während man im Sturm planlos und in der Abwehr kopflos agierte, ein Trend, der sich durch die komplette Saison durchzieht.
Die vielen Verletzungen haben dabei nicht geholfen, insbesondere auf der Linskverteidigerposition, wo Luke Shaws Ausfall eine große Lücke hinterlassen hat, die Neuzugang Sofyan Amrabat als Aushilfe nicht zu schließen vermag. Dennoch gehen die Missstände viel tiefer, da selbst erfahrene Spieler wie Rashford, Bruno, Casemiro oder Varane ein Schatten ihrer Selbst sind.
Damit ist die Partie gegen Brentford für Ten Hag ein „Do or Die“-Spiel, das unbedingt gewonnen werden muss, egal wie, ehe die nächste Länderspielpause ansteht.

Erik ten Hag ist es durchaus zuzutrauen, dass er die Wende schafft, so wie er letzte Saison nach dem desolaten 0:4 in Brentford am zweiten Spieltag die Wende geschafft hat. Das Problem ist aber, dass dem Niederländer in diesem erbarmungslosen Geschäft, nicht mehr viel Zeit bleiben wird, das wankende Schiff wider auf Kurs zu bekommen!
Die Spieldaten im Überblick:
