März 17, 2024

Man Utd 4 Liverpool 3 (aet)

Von Adam Englert

A-MAD Ending to an Epic Game!

United ringt den Erzrivalen in einem epischen FA-Cup-Viertelfinale nieder und gewinnt verdient nach 122 kräftezehrenden Minuten mit 4:3!

Von Beginn an waren beide Teams auf Betriebstemperatur, allen voran die Red Devils, die vor heimischen Publikum wie die Feuerwehr loslegten.

Rashford hatte nach wenigen Minuten die erste Chance, die Kelleher jedoch gut parieren konnte, doch United sollte sich für die mutige Anfangsphase mit der nächsten Annäherung belohnen:

Rashford setzte Garnacho auf der linken Seite mit einem klugen Steckpass in Szene. Garanchos Abschluss wurde von Kelleher gehalten, McTominay war aber in bester Mittelstürmermanier zur Stelle und staubte zum 1:0 ab.

Ein verdienter Treffer für die Dominanz Uniteds in der Anfangsphase!

In der Folge ließ United nicht locker und versuchte weiter die verunsicherten Reds vor Probleme zu stellen. Dabei war insbesondere die linke Seite Uniteds aktiv, auch bedingt durch wiederholtes schönes Dreiecksspiel zwischen Bruno, Rashford und Mainoo, der eine weitere starke Vorstellung für sein Alter zeigte. Einer dieser Szenen führte zur nächsten guten Gelegenheit für United, wieder durch McTominay, der aber mit seinem zentralen Abschluss an Kelleher scheiterte.

Dies sollte dann aber die letzte United-Chance der Hälfte werden, da sich Liverpool mit jeder Minute etwas mehr fing und nach einer halben Stunde mehr am Spiel teilnehmen sollte. Trotz der schwachen Anfangsphase durch Klopps Team war jederzeit zu merken, dass die Gäste nur eine Situation brauchen würden, um zurück ins Spiel zu kommen, was sich dann auch bewahrheiten sollte.

Zunächst hatte United etwas Glück, als Endo zum vermeintlichen Ausgleich traf, Salah aber mit seiner Schulter knapp im Abseits stand, wodurch der Treffer zurecht aberkannt wurde.

Wenig später war das Fortune jedoch erschöpft, als die „Scousers“ mit ihrer nächsten Aktion den Ausgleich erzielten. Rashford ließ dabei Quansah gewähren und in den Strafraum eindringen, ehe der Ball über Darwin zu MacAllister gespielt wurde, dessen Strahl von Mainoo unhaltbar ins Gehäuse von Onana abgefälscht wurde.

Eine kalte Dusche für die Heimelf und die Fans Old Trafford, die in den nächsten Minuten noch kälter werden sollte!

United war nämlich nach dem etwas schmeichelhaften Ausgleichstreffer sichtlich geschockt und bekam in den letzten 5 Minuten der ersten Hälfte kaum noch eine gute Aktion gebacken. Liverpool hingegen hatte Blut geleckt und setzte sich in der Hälfte der Gastgeber fest.

Kurz vor dem Pausenpfiff konnte Uniteds Hintermannschaft eine Flanke von Gomez nicht klären, sodass Darwin über den zweiten Bildungsweg zum Abschluss kam, ein Schuss den Onana nur vor die Füße von Salah parieren konnte, der aus kurzer Distanz und mithilfe des Pfostens zum 1:2 einnetzte.

Ein Tiefschlag für die Red Devils, die 40 Minuten lang eine gute Vorstellung gezeigt hatten, nun aber in Rückstand in die Pause gehen mussten, begleitet von Gesängen der mitgereisten Scouser, die durch den späten Doppelschlag ihre Stimme gefunden hatten.

Nach der Pause ging es zunächst ohne Wechsel weiter und United kam anders wie in Halbzeit 1 mit wenig Elan aus der Kabine, während die Reds mit dem 2:1 im Rücken deutlich sicherer agierten als noch im ersten Durchgang.

In der Folge entwickelte sich im einsetzenden Regen ein etwas hektisches Spiel, indem United vergeblich versuchte etwas Spielkontrolle zu ergreifen und die Reds zu zahlreichen Kontern kamen, diese aber auf untypische Art sorglos zu Ende spielten, sodass die Heimelf immer wieder den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte.

Das 3:1 lag im zweiten Durchgang lange in der Luft, fiel aber nicht, wodurch United in der Schlussphase nochmal zurück in die Begegnung kommen sollte.

Ten Hag brachte Maguire und Antony für die Rückkehrer Hojlund und Wan-Bissaka sowie Eriksen für den ausgepowerten Mainoo, zudem noch fünf Minuten vor Ende fast schon aus Verzweiflung Amad für Varane, was auf dem Platz eine äußerst offensive Formation darstellte, mit wenig Absicherung in der Defensive.

Drei Minuten vor Ende sollte dieser Mut belohnt werden, auch weil der emsige McTominay einen immens wichtigen Zweikampf gewann und United endlich etwas Ballglück hatte, sodass die Kugel in den Lauf von Amad sprang, der zu Antony passte, der wiederum Garnacho auf dem linken Flügel bediente.

Garnacho konnte mit letzter Kraft den Ball zu Antony befördern, der sich unwiderstehlich um seine eigene Achse drehte und mit seinem schwachen rechten Fuß das Gerät ins lange Eck am ausgestreckten Kelleher vorbeirollen konnte.

Das Old Trafford bebte und frohlockte. Das Publikum war nun wieder in allen vier Ecken des Stadions hörbar und stellte sich schon auf die Verlängerung ein. United hatte zunächst aber andere Pläne:

Liverpool war nach dem 2:2 mit den Kräften am Ende und wirkte zudem sichtlich geschockt, während United in der Nachspielzeit auf das 3:2 drückte, mit den Fans im Rücken, die in der Schlussphase wie der 12. Mann ihre Red Devils nach vorne peitschten.

Mit der letzten Aktion der Partie war es dann soweit: Eriksen spielte einen butterweichen Pass in den Lauf von Rashford, der urplötzlich alleine vor Kelleher auftauchte, den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, aber zum Leidwesen der Stretford End das Tor um wenige Zentimeter verpasste! Ouch!

Damit ging es in die Verlängerung.

Beide Teams hatten 90 Minuten alles gegeben, mussten nun aber noch einmal 30 Minuten die letzten Reserven freischalten, in einer Partie, die auch emotional den Akteuren so einiges abverlangen sollte.

Durch das späte 2:2 hatte United zunächst Oberwasser gegen Reds, die zunehmend etwas träge wirkten, sodass man gar den Eindruck haben konnte, dass die Gäste, die am Donnerstag noch in der Europa League gespielt hatten, sich ins Elfmeterschießen retten wollten.

Insgesamt aber verstrichen die ersten 14 Minuten der Verlängerung etwas ereignislos, bis Klopps Team mit ihrer ersten Chance seit langer Zeit wieder einen Wirkungstreffer landen sollte.

Vorausgegangen war wieder eine passive Zweikampfführung der Heimelf, sodass Harvey Elliott aus guter Position zum Distanzschuss ansetzen konnte. Diesen konnte Eriksen mit einer Grätsche nur noch abfälschen, sodass der Ball an dem chancenlosen Onana vorbei ins lange Eck flog. Damn!

Liverpool führte mit sehr viel Glück erneut mit 2:3 und das Old Trafford wirkte etwas fassunglos, auch weil Rashford eine Viertelstunde zuvor das Tor zum Weiterkommen hauchzart verfehlt hatte.

Somit musste sich Ten Hags Elf noch einmal für 15 Minuten aufraffen und motivieren, um gegen Klopps Mentalitätsmonster wider aller Umstände noch einmal zurückschlagen zu können.

Aus dem Mute der Verzweiflung ging Ten Hag „All in“ und brachte schließlich noch Mount für Lindelöf, wodurch Bruno in die Innenverteidigung wechseln sollte und mit Maguire und Dalot nur noch zwei nominelle Verteidiger auf dem Platz stehen sollten.

Mit wenig Kraft in den Beinen, aber viel Herz versuchte United schließlich noch einmal alles, den erneuten Ausgleich zu erzielen. Heute sollte das Schicksal United für den aufopferungsvollen Kampf belohnen, da ausgerechnet der Mann, der den Sieg am Ende der regulären Spielzeit vergeben hatte, in Minute 112 den umjubelten Ausgleich besorgte!.

Darwin verlor im Spielaufbau den Ball, McTominay nahm den Ball auf und spielte einen perfekten Ball in den Lauf von Rashford, der Kelleher mit seinem flachen Finish dieses Mal keine Chance ließ und eiskalt zum 3:3 einnetzte.

Man hatte selten in den letzten Jahren das Old Trafford so laut erlebt, doch dieser erneute Ausgleich brachte das komplette Stadion zum Eskalieren und den kollektiven Puls zum Rasen!

United hatte sich allem Anschein nach in das Elfmeterschießen gerettet, musste aber noch die letzten hektischen Minuten überstehen, da nun nach dem 3:3 die Reds auch wieder das Offensivspiel für sich entdeckt hatten, während United mit einer Vierkette bestehend aus Dalot, Maguire, Bruno und Antony nicht wirklich ideal für die Schlussphase aufgestellt war.

So gewann Liverpool in Minute 120 eine Ecke, nachdem der aufopferungsvolle Dalot den Ball mit letzter Kraft geklärt hatte. Den United-Fans wird dabei vermutlich das Herz in die Hose gerutscht sein, da Liverpool mit Van Dijk einen der kopfballstärksten Spieler der Welt in den eigenen Reihen hatte, der drei Wochen zuvor das EFL-Cup-Finale in der Verlängerung nach Ecke entschieden hatte.

Diese Ecke sollte schließlich gefährlich werden, aber nicht für die Reds…

Tsimikas schlug die Ecke scharf an den Fünfer, allerdings kam McTominay vor allen Liverpoolern per Kopf an den Ball und klärte den Ball in den Rückraum, wo sich Endo und Elliot nicht einig waren, sodass der frische Amad dazwischen spritzen konnte.

Garnacho nahm den Ball auf und sah urplötzlich viel Wiese vor sich sowie den unaufhaltbaren Amad, der ebenso in den Vollspringt gewechselt war. Bei den Reds war nur noch Bradley hinten, sodass United in der letzten Szene des Spiels eine 2 gegen 1 Situation vorgelegt bekam.

Was folgte waren Sekunden für die Ewigkeit…

Garnachos Pass auf Amad kam alles andere als ideal, der Ivorer ging nichtsdestotrotz ins Eins gegen Eins mit Bradley, legte sich den Ball zurecht und schaufelte den Ball mit letzter Kraft ins lange Eck.

In einem Moment, indem Zeit stehen zu bleiben schien, hechtete sich Kelleher vergeblich, während der Ball in Zeitlupe auf das linke Toreck zurollte, an den Innenpfosten sprang und von dort ins Tor trudelte.

4:3! Vier zu f***ing Drei!

Danach folgten Szenen, die das Old Trafford lange nicht mehr erlebt hatte, wenn es überhaupt schonmal so etwas ähnliches gegeben hat.

Die Lautstärke war ohrenbetäubend, der Jubel ausgelassen und emotional. Fremde lagen sich in den Armen. Jung und Alt waren den Tränen nahe. Ein Stadion befand sich in Ekstase.

Keine Droge dieser Welt kommt annähern dahin, wie sich United-Fans in diesen Sekunden gefühlt haben.

Torjäger Amad Diallo zog sein Trikot aus und sah abseits der Kameras auch noch Gelb-rot, dies war in diesem himmlischen Moment aber so ziemlich allen egal. Liverpool bekam von Schiri Brooks noch eine Gnadenminute, hatte aber ob es späten KO-Schlags keine Ideen und keine Kraft mehr, sodass wenig später Schluss war und United die Partie nach 122 legendären Minuten gewonnen hatte.

Egal ob Hitchcock, Spielberg oder Nolan. Kein Filmemacher dieser Welt hätte diesen Krimi besser inszenieren können als die beiden Teams auf dem Platz.

Für neutrale Fans muss die Partie ein Hochgenuss gewesen sein, auch weil die Partie so untypisch für den modernen Fußball war. Statt taktischem Korsett bekamen Fans 122 Minuten Hochgeschwindigkeitsfußball geboten, in der beide Teams mit offenem Visier agierten und jeden Tropfen Sprit aus dem Tank auf dem Platz ließen.

Für uns United-Fans wird diese Partie aber in die Folklore übergehen. Den Erzrivalen im FA Cup zu schlagen ist schon besonders genug, aber 4:3 mit einem Last-Minute-Treffer in der Verlängerung zu gewinnen, gleicht einem Märchen, das man auch noch Tage später nicht wirklich bearbeiten können wird.

Diese Begegnung hatte zudem aus United-Sicht zahlreiche „Sub Plots“ parat, wie das starke Tor des glücklosen Antony, die Widergutmachung Rashfords nach seinem Fehlschuss in Minute 94 oder auch die Geschichte unseres Kapitäns, Bruno Fernandes, der von Krämpfen geplagt in der Innenverteidigung aushelfen musste. Und natürlich nicht zu vergessen, die des Siegtorschützen Amad, der erst zu seinem dritten Saisoneinsatz gekommen ist und sich heute mit diesem Tor unsterblich gemacht hat.

Somit ist jetzt schon klar, dass diese Partie für Jahre, wenn nicht für Jahrzehnte seinen Platz in der United-Ruhmeshalle einnehmen wird.

In einigen Tagen werden wir vermutlich begreifen, was heute auf dem Rasen des Old Trafford passiert ist, heute aber überwiegt die absolute Ekstase, dass wir dieses Fußballfest miterleben durften.

Danke, Jungs!

Die Spieldaten auf einem Blick:

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