
Ein teures Missverständnis – Alexis Sanchez wechselt ablösefrei zu Inter!
6. August 2020
Von Adam Englert
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Nach zweieinhalb unterirdischen Jahren unter Vertrag bei den Red Devils, wechselt Alexis Sanchez nun ablösefrei zu seinem aktuellen Verein Inter, bei denen er seit dem Sommer ausgeliehen war. Der Chilene, der 2018 in einem Tauschgeschäft mit Henrikh Mkhitaryan verpflichtet wurde, hatte noch zweieinhalb Jahre in seinem Fünfjahresvertrag, weshalb wir durch den Abgang umgerechnet ca. 50 Mio. Pfund sparen sollten, da unserer Nummer Sieben vertraglich offenbar 400.000 Pfund pro Woche zustanden.
Im Nachhinein wird der Transfer von Alexis Sanchez als einer der größten Missverständnisse der Fußballgeschichte eingehen. Als Sanchez im Januar 2018 von Arsenal verpflichtet wurde, galt er als einer der besten Offensivallrounder der Premier League, auch aufgrund seiner Quote von 60 Toren in nur 122 Spielen für die Gunners. Angekündigt wurde die neue Nummer Sieben schließlich in einem kitschigem Video, in dem er “Glory Glory Man United” auf dem Klavier zum Besten gab – Zyniker würden behaupten, seine beste Performance im rot-schwarzen Trikot der Red Devils.
Leider wurde Sanchez seiner erhofften Rolle als Regisseur im Theater der Träume nie gerecht, ließ allenfalls nur hin und wieder sein Potential aufblitzen (z.B beim 3:2 im Manchester Derby), ohne dabei jemals an seine Vorstellungen im Arsenal-Trikot anknüpfen zu können. Zu allem Überfluss störte, der unter Mourinho stets gesetzte Chilene, den Fluss der Offensivreihe um Lukaku, Martial und Rashford, die in der Hinrunde sehr gefällig aufspielten, wobei besonders Rashford und Martial, die sich auf Linksaußen abwechselten, kaum noch zum Zug kamen. So endete die Saison 2017/18 zwar mit dem achtbaren zweiten Tabellenplatz, gleichzeitig schied man aber enttäuschenderweise im Champions League Achtelfinale gegen Sevilla aus, zudem unterlag man im FA Cup Finale gegen Chelsea, wodurch eine verheißungsvolle Saison ohne Titel endete – auch weil ein blasser Sanchez nie in Fahrt kam.
Auch in der Folgesaison gelang Sanchez, immerhin doppelter Copa America Gewinner mit Chile, sehr wenig, wenn überhaupt wurden seine Leistungen unkonstanter und seine Spielweise lustloser, sinnbildlich für eine katastrophale Hinrunde, die mit der Entlassung Mourinhos ihren Höhepunkt fand. Als Ole Gunnar Solskjaer im Dezember 2018 das Ruder übernahm, wurde der bereits als Flop abgeschriebene Sanchez zum Bankdrücker degradiert, da der Interimstrainer überwiegend auf junge und schnelle Spielertypen setzte. In den wenigen Einsätzen unter Solskjaer wirkte Sanchez wie ein überteuerter Fremdkörper, der nie mit dem Tempo seiner meist jüngeren Mitspieler mithalten konnte. Im Sommer 2019 wurde das Trauerspiel dann vorerst beendet als ein ausgemusterter Sanchez zu Inter ausgeliehen wurde, die bereits Romelu Lukaku unter Vertrag hatten und später Ashley Young verpflichten sollten.
Nun wird Sanchez, wie Solskjaer gestern nach dem Spiel gegen Linz bekannt gab, endgültig den Verein verlassen. Neben einer erschreckend schwachen Torquote mit 5 Toren in 45 Spielen, hinterließ der Chilene auch ein großes Loch im Transfer- und Gehaltsbudget. Aufgrund des absurden Gehalts, bis heute der bestbezahlteste Spieler der Premier League Geschichte, wurde das finanzielle Gefüge ins Wanken gebracht. Verdiente Spieler wie de Gea, Valencia, Young, Mata oder Martial werden sich ob der Gehaltsunterschiede gekränkt gefühlt haben, zudem konnten Spielerberater bei Vertragsverhandlungen absurde Summen fordern, sodass der Verein in vielen Verhandlungen am kürzeren Hebel saß, womit unterm Strich viel Geld unnötig verschleudert wurde.
So können wir schlussendlich froh sein, dass der Alptraum Alexis Sanchez Geschichte ist, auch wenn der Transfer trotzdem ein großes Verlustgeschäft war. Sollten wir aus diesem Debakel die richtigen Lektionen ziehen, dann könnte der Fehleinkauf Alexis Sanchez auch etwas Gutes haben, wenn wir in Zukunft ein besseres Händchen bei Transfers besitzen – Neuzugänge wie Wan-Bissaka, Maguire oder Fernandes lassen erahnen, dass dies schon der Fall ist. Wir Fans könnten dann zusätzlich auch gut damit leben, dass diese Transfers ohne Musikeinlage über die Bühne gingen! #GGMU