
Von Adam Englert
Manchester United vs. Liverpool – Drei große FA Cup Siege gegen den Erzrivalen (Teil II)
Teil II
FA Cup Finale 1996: Liverpool 0 Manchester United 1 (Cantona 85’)
Ausgangslage
“You can’t win anything with kids” posaunte BBC-Experte und Ex-Liverpool-Spieler Alan Hansen heraus, nachdem United am ersten Spieltag der Saison 1995/96 1:3 bei Aston Villa verloren hatte. An jenem Tag hatte United-Trainer Ferguson mit den Neville-Brüdern, Butt, Scholes und Beckham fünf Spieler aus der eigenen Jugend aufgeboten, die später als “Class of 92” in die United-Folklore eingehen sollten. Am Spieltag davor, dem letzten der Saison 94/95, hatte United die dritte Meisterschaft in Folge durch ein 1:1 bei West Ham verpasst, weshalb Ferguson bemüht war sein Team für die neue Spielzeit zu verjüngen.
Neun Monate später musste Hansen schließlich peinlich berührt zusehen, wie sich United mit einem 3:0 bei Middlesbrough die Meisterkrone aufsetzte und mit einem Durchschnittsalter von 26 zum jüngsten Meister der Premier League Geschichte aufstieg. Vier Tage später stand ferner das FA Cup Finale an, bei dem United die Chance hatte als erstes englisches Team zum zweiten Mal nach 1994 das Double zu gewinnen. Gegner Liverpool, vier Jahre lang titellos, war anders als beim Aufeinandertreffen 19 Jahre zuvor klarer Underdog, hatte aber ähnlich wie United die Chance dem Rivalen mit einem Überraschungssieg eine historische Saison zu vermiesen…
Finale
Beim Finale im ausverkauften Wembley Stadion gab es den ersten Hingucker bereits vor der Partie, als die Liverpooler Spieler vor dem Anpfiff in, selbst für die 90er Jahre, modisch-fragwürdigen weißen Anzügen den Rasen betraten. Im Nachhinein der einzige “Lichtblick” an einem rabenschwarzen Tag für die Reds und sicherlich ein Mode-Fauxpas, an den sich hämische United-Fans allzu gerne zurückerinnern. Das Spiel selbst sollte anders wie das rasante Duell 19 Jahre zuvor eher enttäuschen, da sich beide Teams überwiegend neutralisierten und die jeweiligen Starspieler, Eric Cantona auf Seiten Uniteds, Steve McManaman auf Seiten der Reds, keinen Raum zur Entfaltung bekamen. Bei den Red Devils brillierte an jenem Tag besonders Roy Keane, der jeden Millimeter Rasen abdeckte, dabei jeden Angriff des Gegners im Keim erstickte und so verdientermaßen als “Man of The Match” ausgezeichnet wurde.

In einer trägen Partie verstrichen so die Minuten nach und nach ohne nennenswerte Höhepunkte, wodurch sich beide Fanlager schon auf die Verlängerung einstellten, ehe United fünf Minuten vor Schluss, ehrlicherweise aus dem Nichts heraus, den Lucky Punch setzen konnte. Bei einer typischen Beckham-Ecke verpasste es LFC-Schlussmann James weit genug zu klären, sodass Cantona die Kugel, in unnachahmlicher Manier, aus dem Rückraum per Dropkick an eine Traube von hilflosen Liverpool-Spielern vorbei ins leere Tor befördern konnte. Ein märchenhafter Saisonschlusspunkt für den französischen Talisman, der aufgrund seines berühmten Tritts gegen einen Crystal Palace Fan, die Spielzeit fast komplett verpasst hatte. Nach dem späten Knockout hatte Liverpool weder Kraft noch Esprit den Ausgleich zu erzielen, so blieb es nach 90 eher unspektakulären Minuten beim knappen 1:0-Sieg.
Damit konnte United zum dritten Mal unter Alex Ferguson den FA Cup gewinnen, während enttäuschte Reds das vierte Jahr in Folge titellos blieben. United war nach dem Erfolg unbestritten die beste Mannschaft Englands, nun fehlte dem jungen Team Fergusons nur noch ein europäischer Titel, um sich in die Geschichtsbücher zu schreiben. Drei Jahre später hatte United dann die goldene Chance nicht nur die Champions League, sondern gar das Triple zu gewinnen. Und wie wir heute wissen: der Rest ist Geschichte!