Januar 15, 2021

“Remember the name, Wayne Rooney”

15. Januar 2021

Von Adam Englert

Es gab schon viele denkwürdige Debüts im Old Trafford, sei es das Siegtor von Macheda gegen Villa, Martials Solotor gegen Liverpool oder Rashfords Doppelpack gegen Midtjylland, doch kein Debüt wird so lange in Erinnerung wie das von Wayne Rooney 2004 gegen Fenerbahce!

Zwei Jahre zuvor hatte der bullige Jugendliche aus dem Liverpooler Arbeitervorort Croxteth Schlagzeilen geschrieben, als er mit nur 16 Jahren für Everton gegen Meister Arsenal sein erstes Profitor erzielte. Wie so oft in der Karriere von Rooney war dieses Tor kein normaler Treffer, sondern ein satter Gewaltschuss aus 25 Metern unter die Latte, bei dem Englands Nummer 1 David Seaman vergeblich hinterher hechtete. Der englische Kommentator brüllte dabei ins Mikro: “Remember the name, Wayne Rooney”! Dem Wunsch des Kommentators wurde folge geleistet. Denn in Kürze sollte die ganze Welt den Namen Wayne Rooney kennen.

Spätestens bei der Euro 2004 im Sommer war Wayne Rooney in aller Munde als er mit seiner Mischung aus Geschwindigkeit, Power und Technik Europas Abwehrreihen schwindelig spielte und in nur 4 Spielen 4 Treffer erzielte. Beim Viertelfinalaus Englands brach sich Rooney den Fuß, wodurch er bis Ende September ausfallen sollte. Sir Alex Ferguson und Clubchef David Gill hatten aber genug gesehen und verpflichteten das Riesentalent im Sommer 2004 für 25 Millionen Pfund vom FC Everton, damals eine große Summe für einen Teenager. Die Erwartungen waren groß als das 18-jährige Jahrhundertalent von Everton nach Manchester United wechselte, aber die United Fans durften schnell lernen, dass sie von Wayne Rooney nie enttäuscht werden würden!

Am 28. September war es dann soweit als Wayne Rooney zum ersten Mal im roten Manchester United Trikot in der Champions League Gruppenphase gegen Fenerbahce auflief. Was folgte war eine Demonstration des Jahrhunderttalents, eine Offenbarung von Torinstinkt, Magie und Willenskraft, die das Old Trafford seit George Best nicht mehr erlebt hatte. Beim 6:2 erzielte Rooney drei herrliche Treffer, ein feiner Abschluss, ein Distanzschuss und ein direkt verwandelter Freistoß: der Beginn einer langen Liebesgeschichte zwischen United-Fans und dem Jungen aus der verhassten Nachbarstadt Liverpool.

Rooney traf in den Spielzeiten 2004/05 und 2005/06 zwar zweistellig, aber der erste Titel ließ noch auf sich warten, auch weil Jose Mourinhos Chelsea als Team deutlich reifer war als das Team von Sir Alex Ferguson, das sich nach Jahren der Dominanz in den 90ern im Umbruch befand. Highlights gab es trotzdem reichlich. Im Herbst 2004 beendete Rooney fast im Alleingang die Serie der “Invincibles”, als er gegen Meister Arsenal einen Elfer rausholte und selbst zum 2:0 traf. In derselben Saison traf er sehenswert aus 30 Metern per Volley gegen Newcastle, nachdem er sich Sekunden davor mit dem Schiedsrichter angelegt hatte. Ein typisches Wayne Rooney Tor.

In der Saison 2006/07 war es dann aber soweit: United gewann nach vier Jahren Auszeit die Premier League, dank 14 Toren von Rooney, der perfekt mit Sturmpartner Cristiano Ronaldo (17 Tore) harmonierte. 2008 wechselte Carlos Tevez zusätzlich ins Theater der Träume und Uniteds Dreiersturm aus Rooney, Tevez und Ronaldo harmonierte fast noch besser. In der Summe gewann man 2008 neben der Premier League auch die Champions League gegen Chelsea im strömenden Regen von Moskau. Ein Krimi im Elfmeterschießen, bei dem Rooney bis zu seiner Auswechslung die rechte Außenbahn beackert hatte. Ein Indiz dafür, dass sich Wayne Rooney immer den Dienst der Mannschaft stellte und stets 100% gab, egal auf welcher Position, egal ob im Champions League Finale oder an einem kalten Dienstagabend in Stoke.

2009 folgte der nächste Premier League Titel in einem engen Titelkampf gegen Erzrivale Liverpool, 2010 reichte es nach den Wechseln Ronaldos und Tevez nur zum League Cup, obwohl Rooney 34 Tore in allen Wettbewerben beitrug und den Abgang der beiden Stars fast im Alleingang wettmachte! 2011 holte sich United die Meisterschaft zurück, dabei erzielte Rooney höchstpersönlich den Treffer zum 19. Titel per Elfer gegen Blackburn. In dieser Spielzeit wird Rooney aber auf ewig für ein anderes Tor in Erinnerung bleiben. Im Manchester Derby beim Stand von 1:1 in der Schlussphase flankte Nani von rechts, Rooney setzte zum Fallrückzieher an und versenkte die Kugel technisch herausragend von der Strafraumgrenze aus in den Winkel. Ohne Frage das schönste Tor seiner Karriere, wenn nicht das schönste in der Geschichte der Premier League. Wayne Rooney, eben.

Nach dem Last-Minute-Drama in der Saison 2012, bei dem die “lauten Nachbarn” Man City die Meisterschaft gewannen, konnte United in der letzten Spielzeit unter Sir Alex zurückschlagen und die finale 13. Meisterschaft in der Amtszeit des Schotten gewinnen. Dabei spielte Rooney überwiegend als Zehner, bildete mit Neuzugang Robin van Persie ein geniales Duo und zeigte dabei wie so oft, dass er seine Spielweise an seine Teamkollegen anpassen konnte, ohne dabei aber etwas an seiner Spielkunst und Effektivität einbüßen zu müssen. Auch nach dem Karriereende von Sir Alex Ferguson war Rooney noch der wichtigste Mann im Verein, erzielte tatsächlich 17 Ligatore, auch wenn es sportlich unter Ferguson-Nachfolger Moyes erstmal bergab gehen sollte.

Louis van Gaal ernannte Rooney nach dem Abgang von Nemanja Vidic 2014 zum Kapitän, ließ Rooney zuweilen auch immer öfter im Mittelfeld auf der Sechs spielen, eine Rolle, die er auch mit großer Intelligenz und Übersicht bekleidete. 2016/2017 übernahm schließlich Jose Mourinho, der immer weniger auf den Routinier setzte. Trotzdem sollte 2017 ein besonderes Jahr für Rooney werden, da er mit einem sensationellen Freistoßtor gegen Stoke City Bobby Charlton als Rekordtorschützen des Vereins überflügelte. Zum Jubeln gab es auch zusätzlich reichlich Grund, da man 2017 sowohl den League Cup als auch die Europa League gewinnen konnte, die letzten Titel des Vereins bis zum Gewinn des League Cups in der Vorsaison.

Als Wayne Rooney am 24. Mai 2017 in Stockholm den Europa League Pokal in die Höhe reckte, war dies auch seine letzte Amtshandlung im United-Trikot, da er sich im Sommer dazu entschloss, zurück zum FC Everton zu gehen. Ein würdiges Ende einer märchenhaften Karriere für Manchester United. In seiner Zeit im Old Trafford hat Wayne Rooney zahlreiche Rekorde gebrochen und dabei fantastische Statistiken erreicht (253 Tore in 559 Partien), doch für viele Fans war er viel mehr als das. Rooney spielte jedes Spiel als wäre es sein letztes, in jeder Minute auf dem Platz war ihm der Siegeswille anzumerken, er führte jeden Zweikampf als ginge es um sein Leben, was ihm mit der ein oder anderen roten Karte zum Verhängnis wurde.

Es gab in der Geschichte von Manchester United viele besondere Fußballer, doch selbst unter den vielen Weltstars, Zauberkünstlern und Vereinslegenden sticht Wayne Rooney heraus, so spektakulär und leidenschaftlich war seine Spielweise, so riesig sein Talent und Können. Ob er der Beste ist, der das United-Trikot getragen hat, bleibt umstritten, aber eins lässt sich nun am Tage seines Karrierendes sicher sagen: Niemand wird im Old Trafford den Namen Wayne Rooney jemals vergessen!

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