März 5, 2024

City vs. United: Das ungleiche Derby

Noch ein Nachtrag zum bitteren 1:3 gegen City am Wochenende: Ten Hags Elf hat nach der Partie medial einiges einstecken müssen, davon vieles auch berechtigt. Jedoch genügt ein Blick auf die Ablösen beider Startaufstellungen, um die Chancenlosigkeit auf dem Platz zu erklären.

Manchester United ist am Sonntag mit vier Academy-Spielern aufgelaufen (Rashford, McTominay, Mainoo und Evans), die folglich dem Verein keine Ablöse gekostet haben. Dazu darf man eigentlich auch Alejandro Garnacho zählen, der 2020 von Atletico Madrid in die Jugendabteilung Uniteds gewechselt ist, für eine fast vernachlässigbare Ablöse von 465 Tsd €.

Somit befanden sich beim Anpfiff bei United insgesamt nur sechs Spieler auf dem Feld, die eine Ablöse von über eine Millionen € gekostet haben. Für diese sechs Spieler, Bruno, Casemiro, Lindelöf, Varane, Dalot und Onana hat der Verein (Quelle: Transfermarkt) insgesamt 273 Mio € locker gemacht, ein Betrag, der sicherlich ordentlich ist, aber eben im Vergleich zu den “Noisy Neighbours” fast schon günstig daherkommt.

Im Vergleich haben die Citizens vorgestern mit Phil Foden nur einen Spieler aufgeboten, der aus der eigenen Jugend kommt, während die anderen 10 Spieler teils sehr hohe Preisschilder hatten und Ederson mit einer Ablöse von 40 Mio noch das „Schnäppchen“ darstellt. Insgesamt betrug der Kaufwert der Startaufstellung von den Skyblues am Sonntag 582 Mio €, unterm Strich also mehr als doppelt so viel wie die Startelf, die Ten Hag aufbieten durfte.

Wenn man sich die Situation auf der Bank ansieht, wird es nicht besser. Pep Guardiolas Team konnte im Laufe der Partie Julian Alvarez für Jeremy Doku bringen, der für 21 Mio € von River Plate zu den Citizens gewechselt ist. Ferner noch hatte unser Stadtrivale mit Akanji (20 Mio €), Gvardiol (90 Mio €), Kovacic (29 Mio €), Nunes (62 Mio €) und Sergi Gomez (15 Mio €) weitere ungenutzte Ersatzspieler auf der Bank, die ihren alten Vereinen teils hohe zweistellige Millionenbeträge eingespielt haben.

United hingegen brachte mit Kambwala und Forson zwei weitere Academy-Spieler von der Bank, zudem auch Sofyan Amrabat, der per Leihe von der Fiorentina gekommen war (Leihgebühr 9 Mio €). Einzig Antony, der nach 75 Minuten für Rashford ins Spiel kam und im Sommer 2022 für bekanntlich 95 Mio € von Ajax zu United gewechselt war, ist ein Spieler, der preislich in der Premier League herausragt. Keinen Einsatz hatten bei den Red Devils noch Eriksen, Amad, Collyer, Ogunneye und Bayindir, wobei lediglich Amad (21 Mio €) und Bayindir (5 Mio €) eine Ablöse gekostet hatten.

Nun, was soll hiermit ausgedrückt werden?

Hier soll keineswegs entschuldigt werden, dass United über 90 Minuten nur drei Torschüsse und auch lediglich 27% Ballbesitz verbuchen konnte. Es sind in dieser Saison gewiss Teams mit deutlich weniger finanziellen Mitteln ins Etihad gekommen, die auch deutlich mehr Spielanteile und Chancen hatten, und in zwei Fällen auch einen Punkt mitgenommen haben (Spurs, Palace).

Grundsätzlich soll dies aber zeigen, dass Ten Hag momentan einen Kader zur Verfügung hat, der zumindest auf dem Papier nicht mit den absoluten Topteams der Liga mithalten kann, schon gar nicht mit Manchester City, die sich einen Kader der Spitzenklasse zusammengestellt haben und eine Kadertiefe haben, die es so im Weltfußball wohl noch nie gegeben hat.

Apropos City, es mag vielleicht verbittert wirken, zwei Tage nach dem verlorenen Derby den Elefanten im Raum anzusprechen, aber an dieser Stelle ist dies fast unausweichlich.

Die Premier League hat 115 Verstöße gegen ihre Finanzregeln durch Manchester City festgestellt und eine entsprechende Anklage erhoben. Nur zum Vergleich, hat der FC Everton aufgrund EINES Verstoßes 6 Punkte Abzug hinnehmen müssen, wodurch die Toffees sich mitten im Abstiegskampf befinden. Man City hat mit großer Wahrscheinlichkeit gegen die Statuten der Liga verstoßen, was angesichts der Transferablösen, die auch zum Großteil mehr als 5 Jahre zurückliegen und auch inflationsbedingt angepasst werden müssten, keine große Überraschung darstellt.

Kurz zusammengefasst: Manchester United spielt momentan eine enttäuschende Spielzeit, in der spielerisch als auch ergebnistechnisch wenig zusammenläuft, nicht erst am Sonntag, sondern die ganze Saison hindurch, überwiegend gegen Gegner, die anders als City finanziell nicht mit den Red Devils mithalten können.

Wer jedoch am Sonntag gegen City ein Duell auf Augenhöhe erwartet hat, sollte seine Erwartungen zum einen zurückschrauben und auch sich bewusst machen, dass zahlreiche Trainerwechsel, Misswirtschaft der Besitzer und auch ein fehlendes Transferkonzept, gepaart mit historischem Verletzungspech, den Verein an der Spitze nicht mehr konkurrenzfähig gemacht hat. Ein immenser Absturz, den Sir Jim Ratcliffe in den nächsten Jahren hoffentlich rückgängig machen wird.

Vorgestern fand jedoch ein Derby statt, das nur im Namen ein Duell von Gleichgestellten darstellte. In der Realität ist der blaue Teil Manchesters weit überlegen, nicht nur aufgrund der Erfolge und des Pep’schen Fußballs, sondern auch aufgrund dubioser Finanzgeschäfte, die in den nächsten Monaten aufgearbeitet werden sollten.

Und bis dies der Fall ist, werden wir in den nächsten Manchester Derbys auch wenig zu melden haben, ungeachtet dessen wer bei uns auf der Trainerbank sitzt oder auch auf dem Platz steht. Das ist leider unbequeme Realität.

#115Charges

Kommentar verfassen