
Man United 2 Brentford 1
Fergie Time for Cathy! McTominay wird in der Nachspielzeit zum Helden und erzielt einen Doppelpack, der United drei immens wichtige Punkte beschert!
Nach dem 2:3 gegen Galatasaray waren die Red Devils gefordert, weshalb Ten Hag seine Startelf umbaute. Dabei durfte Sofyan Amrabat zum ersten Mal auf seine Stammposition auf der Sechs ran, wodurch Lindelöf auf die Linksposition rückte. Zudem wurde die Innenverteidigung komplett umgestellt, sodass Maguire für Lindelöf spielte und Evans für den verletzten Varane einsprang. Auf dem rechten Flügel begann zudem Mason Mount für Hannibal, der gegen Gala noch von Beginn an Rechtsaußen bekleidete.

Trotz neuem Personal gab es für die United-Fans im Old Trafford jedoch in den 90 Minuten eher ein Deja-Vu-Erlebnis.
Trotz neuem Personal sah es so aus, als hätte man eine DVD der Heimniederlage gegen Palace eingeworfen. United hatte die Partie im Griff, hatte mehr Spielanteile und hielt sich überwiegend im letzten Drittel der Bees auf, ohne dabei aber zu zwingenden Chancen zu kommen.
So passierte, was in den letzten Wochen ständig passiert, nämlich dass die Gäste mit ihrer ersten richtigen Chance in Führung gingen. Auslöser war wieder eine Aneinanderreihung von Fehlern, angefangen mit Casemiro, der den Ball unnötig verlor, Lindelöf, der den Ball im Strafraum nicht ordentlich klärte und zuletzt Onana, der mal wieder beim Abschluss von Jensen unglücklich aussah, und den Ball ins Tor trudeln ließ.

Die Fans im Old Trafford konnten es nicht fassen und man ahnte schon, dass es kein gemütlicher Nachmittag im heimischen Stadion werden würde.
Dies bestätigte sich dann im Verlauf der Partie, da United zwar viel Leidenschaft an den Tag legte, aber weder Tempo noch Ideen hatte, das Bollwerk der emsigen Bees zu überwinden. Ten Hag brachte zunächst Eriksen für Casemiro, dann Garnacho und Antony für Mount und Rashford und schließlich noch Martial für Lindelöf, doch das erlösende Tor wollte einfach nicht fallen.
Brentford verteidigte wacker und musste sich dabei gar nicht zu sehr bemühen, die Null zu halten, womit die Gäste drauf und dran waren, ihren ersten Sieg im Old Trafford seit 1937 einzufahren.
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit brachte Ten Hag dann noch einmal Scott McTominay für Sofyan Amrabat, eher aus Verzweiflung statt aus Überzeugung. McTominay, in seiner Jugend gelernter Stürmer, ordnete sich folglich vorne ein und hoffte wie alle anderen Feldspieler darauf, noch einmal zum Abschluss zu kommen.
Die sechsminütige Nachspielzeit brach an und in der dritten Minute bekam der bis dahin unauffällige Garnacho die Kugel, dribbelte an die Grundlinie und legte dort in die Mitte, wo Dalot zum abzog. Aushilfsgoalie Strakosha ließ nach vorne abtropfen, Brentford bekam die Kugel nicht weg, die McTominay am Fünfer vor die Füße fiel. Dort verarbeitete der Schotte die Kugel technisch anspruchsvoll und hämmerte die Pille flach und humorlos in bester Torjägermanier in die Maschen! Das so wichtige 1:1 in Minute 90+3!

Das Remis war gerettet, doch nun hatte das wiedererwachte Old Trafford Blut geleckt und peitschte die Mannschaft nach vorne, alle drei Punkte einfahren, obwohl nur noch 2 Minuten auf der Uhr waren!
Die Sekunden verstrichen, doch United bekam noch einmal einen Freistoß in der Hälfte der Gäste aus Westlondon. Bruno, heute mit einem schwachen Auftritt, schlug den Freistoß weit an den Fünfer, wo sich Maguire im Zweikampf durchsetzte und den Ball Richtung Fünfer weiterleitete. Dort hatte sich wieder Scott McTominay davon geschlichen, der diesmal den Ball per Kopf aufs Tor beförderte. Strakosha war noch dran, konnte das Spielgerät aber nicht mehr daran hindern, ins Netz zu rollen!

Das erlösende 2:1 in Minute 90+7!
“Football, bloody hell!”
Das Theater der Träume bebte nach Wochen der Enttäuschungen und die Spieler feierten frenetisch mit den Fans, während Erik ten Hag an der Seitenlinie mehrere Steine vom Herzen fielen.
Ekstase statt Blamage
Auch wenn mit diesem späten Turnaround nur drei Zähler gewonnen wurden und die Probleme im Verein sich nicht in Luft auflösen, war allen Beteiligten nach der heutigen Partie die Erleichterung anzumerken, sodass man sich einige Spieler nachher zu einer Ehrenrunde hinreißen ließen.
Die Saison 2023/24 war bis zum heutigen Tag eine einzige Katastrophe, doch dieses 2:1 könnte so etwas wie eine Initialzündung sein, um aus der Spielzeit doch noch was Zählbares rauszuholen!
Bei aller Euphorie sollte man aber nicht vergessen, dass man heute, zumindest in der regulären Spielzeit, eine schwache Leistung abgeliefert hat. Die Probleme der letzten Begegnungen wie das mangelnde Tempo, das planlose Passspiel oder das unkonzentrierte Verteidigen waren heute stetiger Begleiter und hätten heute ohne die wilde Schlussphase wieder zu einer Niederlage geführt.
Ferner sollte man auf die Ironie hinweisen, dass heute keiner der teuren Neuzugänge die Kohlen aus dem Feuer geholt haben, sondern unser Eigengewächs Scott McTominay, der mit einem Bein auf dem Abstellgleis steht und kaum für die das neue United steht, das Ten Hag mit seinem Trainerteam aufbauen möchte.
Daher ist Erik ten Hag trotz Sieg in dieser Spielzeit weiter den Beweis schuldig, dass seine Philosophie die richtige für United ist und dass seine Personalentscheidungen Früchte tragen. Somit hat der späte Sieg dem Niederländer etwas Zeit und etwas Luft zum Atmen beschert, mehr aber nicht, da die Spiele nach der Länderspielpause keinesfalls leichter werden.
Stattdessen hat dieser Last-Minute-Erfolg mal wieder gezeigt, dass bei aller Spielphilosophie und Fußball-Ästhetik, Tugenden wie Kampfgeist, Laufbereitschaft und Hingabe, aber auch gefährliche Standards genauso wichtig sind und uns in den letzten Wochen abgegangen sind. Tugenden, die Scott McTominay wie fast kein anderer verkörpert.

Damit gewann United zum ersten Mal in der Premier League Geschichte, eine Partie, in der man zur 90. Minute hinten gelegen ist. Ja, richtig gelesen! Das, womit man 1999 im Champions League Finale weltberühmt wurde, ist in 30 Jahren Premier League heute zum ersten Mal gelungen!
Der Fußball schreibt manchmal kitschige Drehbücher, dass man aber ausgerechnet eine Partie durch zwei Tore eines Schotten in der “Fergie Time” gewinnt, ist ein unfassbar schöne Geschichte, die unserer Trainerlegende Sir Alex Ferguson in dieser so schweren Woche, hoffentlich etwas Kraft spendet! #RIPCathy

Die Spieldaten im Überblick:
