
21. Januar 2021
Von Adam Englert
Manchester United vs. Liverpool – Drei große FA Cup Siege gegen den Erzrivalen (Teil I)
Teil I
FA Cup Finale 1977: Liverpool 1 United 2 (Case 53’, Pearson 51’, Greenhoff 55’)
Ausgangslage
Für United-Fans, die unter Sir Alex Ferguson groß geworden sind, ist es kaum vorstellbar, doch Manchester United war in den 70er Jahren keineswegs eine Topmannschaft im englischen Fußball. 1974 stieg United, fünf Jahre nach dem Abgang von Kulttrainer Matt Busby, aus der Division One ab, nur sechs Jahre nachdem man mit Legenden wie Law, Best und Charlton mit einem 4:1 Sieg gegen Benfica sich zur besten Mannschaft des Kontinents gekrönt hatte. Zwar gelang prompt der Wiederaufstieg, doch die Ehre und das Ansehen der Red Devils hatten längst gelitten, besonders in Anbetracht der Erfolge des Erzrivalen FC Liverpool.
Die Reds, unter Erfolgstrainern Shankly und Paisley auf dem Zenit des Erfolges, hatten bereits zum Zeitpunkt des FA Cup Finales den Meistertitel des Vorjahres erfolgreich verteidigt. Ferner hatte sich Liverpool zum ersten Mal in der Vereinshistorie für das Finale des Landesmeisterpokals qualifiziert, sodass die Reds kurz davor waren als erstes englisches Team das Triple zu gewinnen, während United seit dem Coup gegen Benfica vergeblich auf einen Titel wartete. United erlebte zwar ein fußballerisches Zwischenhoch unter Trainer Docherty, der sehenswerten Angriffsfußball spielen ließ, war jedoch im FA Cup Finale 1977 klarer Außenseiter gegen den amtierenden Meister um Starspieler und späteren Weltfußballer Kevin Keegan.
Spiel
Am 21. Mai 1977 war es angerichtet, vor 100.000 Zuschauern im alten Wembley Stadion traf Manchester United zum ersten Mal in einem Pokalfinale auf den Erzrivalen aus der 40 Kilometer entfernten Nachbarstadt. In einer ausgeglichenen torlosen ersten Hälfte in dem beide Teams mit offenem Visier auf Torejagd gingen, hatte United die beste Chance als Liverpool Schlussmann Clemence Pearsons Flanke an die Latte lenkte. Anfang der zweiten Hälfte sollten sich dann in vier verrückten Minuten nach Wiederbeginn die Ereignisse überschlagen. In Minute 51 köpfte ausgerechnet Keegan den Ball zum Gegner, McIlroy beförderte die Kugel an den Sechzehner, wo Greenhoff ebenfalls per Kopf auf Pearson verlängerte, der Clemence mit einem strammen Schuss ins kurze Eck bezwang und die United-Hälfte des Stadions zum toben brachte. Liverpool zeigte sich jedoch keineswegs geschockt und kam nur zwei Minuten später mit der ersten Chance zum Ausgleich. Jones fand Case mit einem langen Ball an der Strafraumgrenze, wo der kleine Edeltechniker seinen Gegenspieler stehen ließ und aus der Drehung sehenswert zum Ausgleich traf. Ouch.
United war jedoch vom Gegentor ebenso wenig beeindruckt und schlug verrückterweise nach nur zwei Minuten mit dem 2:1 Führungstor zurück. Liverpool bekam einen langen Ball in den Strafraum nicht geklärt, Uniteds Schlüsselspieler Macari zog einfach ab, traf dabei seinen verdutzten Mitspieler Greenhoff, von dessen Rücken der Ball unhaltbar ins Tor abgefälscht wurde. Ein kurioses Siegtor in einem kuriosen Finale. Später würden Liverpool Fans sagen “ein typisches United Glücks-Tor”, den United-Fans und -spielern wird das Zustandekommen an diesem Tag aber herzlich egal gewesen sein. In der Folge warf Liverpool alles nach vorne, initiiere Angriff um Angriff auf das United-Tor, aber an jenem Tag sollte die Abwehr der Red Devils sowie Torwart Stepney der berüchtigten LFC-Offensive Stand halten. Nach 90 Minuten waren schließlich Jubel und Erleichterung groß als Schiri Matthewson das Spiel beendete. United hatte nach neun Jahren endlich wieder einen Titel gewonnen und eventuell noch wichtiger, Liverpools Triple-Traum höchstpersönlich beendet.
Vier Tage später sollten die Reds Gladbach im Finale von Rom schlagen und sich erstmals zum Europapokalssieger der Landesmeister küren. Allerdings blieb dem LFC in einer fast-perfekten Saison der kleine Makel nicht alle drei Titel abgestaubt zu haben. So sollte es dann doch 22 Jahre dauern bis einer englischen Mannschaft dieses Kunststück gelang…