
Von Adam Englert
Bemüht, aber nicht annähernd gut genug!
United verliert das erste Heimspiel seit dem ersten Spieltag der Vorsaison, als man ebenso gegen die Seagulls den Kürzeren zogen! Heute war die Leistung über weite Strecken in Ordnung, leider war die Chancenverwertung mangelhaft, während man in der Abwehr viel zu sorglos agierte und so die Gäste zu einfachen Toren einlud.
Ten Hag krempelte im Vergleich zum unglücklichen 1:3 bei Arsenal die Startelf um und brachte mit Hojlund, McTominay, Dalot und Reguilon vier neue Spieler. Bruno wurde dabei auf dem rechten Flügel erwartet, United spielte allerdings früh sichtbar in einem 4-1-2-1-2 mit Rashford und Hojlund als Doppelspitze.

Diese taktische Rochade schien zunächst auch gut zu funktionieren, da United mit viel Dampf begann und von den hochgelobten Seagulls wenig in der Offensive zu sehen war. Große Chancen gab es in der Anfangsphase keine, dennoch war mit jeder Aktion dem Team die Ernsthaftigkeit und der Wille anzumerken. Dabei war es insbesondere Rashford, der sich mit vielen Szenen hervortat, jedoch hatte das Eigengewächs im Abschluss wenig Fortune, da immer ein Bein Brightons zwischen ihm und dem 1:0 im Weg stand.
Brighton enttäuschte in der Anfangsphase tastete sich aber nach und nach nach vorne, ehe die Gäste sich mit der ersten Offensivaktion prompt mit dem 0:1 belohnten. Dabei wurde Neuzugang Adingra auf rechts herzlich allein gelassen, wodurch der Ivorer ungestört flanken konnte. Dies Hereingabe ließ Lallana gekonnt durch, womit Welbeck freie Bahn hatte gegen seinen Ex-Club zur Führung einzuschieben. Angedeutet hatte sich der Treffer keineswegs, doch anders wie United war Brighton im Abschluss deutlich effektiver, womit die Partie nach 20 Minuten auf den Kopf gestellt wurde.

United machte in der Folge weiter und hatte vor der Pause eine Reihe vielversprechender Chancen, die aber allesamt liegen gelassen wurden, die größte davon ein Abschluss von Rashford, der ans Aluminium abgefälscht wurde. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielte man dann den erlösenden Ausgleichstreffer als Hojlund Rashfords Hereingabe ins Tor einschieben konnte. Leider sah dies der VAR anders, da der Ball vor Rashfords Vorlage im Aus gewesen sein sollte. Eine denkbar knappe Entscheidung, die auch mit vielen Zeitlupen nicht endgültig aufgeklärt werden konnte.

Dadurch endete der erste Durchgang mit einem 1:0 für die Gäste, obwohl United die Partie weitesgehend dominiert hatte und nur einen Torschuss durch Welbeck zugelassen hatte.
Die Red Devils begannen den zweiten Durchgang wie sie die erste begonnen hatten. Mit viel Wut im Bauch rannte man wiederholt an, konnte aber zunächst kein Mittel gegen die sicher stehende Abwehr der Seagulls finden. Auch die erste Gelegenheit wurde so liegen gelassen, als der emsige aber glücklose Rashford nach guter Vorarbeit von Hojlund nur das Außennetz traf.
Doch die Geschichte der Partie sollte sich danach verfestigen. United war zwar bemüht, in der Abwehr aber wurde viel zu luftig agiert und zu unkonsequent angegriffen, wodurch die Gäste von der Südküste mit dem nächsten Angriff gleich zum zweiten Treffer kam. Wie beim ersten Gegentor wurde auf der Außenbahn nicht konsequent am Mann verteidgt, wonach Groß im Zentrum relativ unbedrängt an den Ball kam, Martinez ins Leere laufen ließ, und gegen die Laufrichtung von Onana ins Tor traf! Ein vermeidbarer Treffer, den man deutlich besser verteidigen hätte müssen!
Dieses 0:2 war dann ein Wirkungstreffer von dem sich die Heimelf nicht so schnell erholte. Ten Hag brachte in der Folge etwas überraschend Hannibal und Martial für Casemiro und Hojlund. Dabei wurde besonders die Auswechslung Hojlunds mit Pfiffen begleitet, da der Däne eine der wenigen Lichtblicke war und das Old Trafford sich einen Verbleib des Neuzugangs gewünscht hätte.

Es war sichtlich bemerkbar, dass das Old Trafford mit der Darbietung und den personellen Entscheidungen des Trainers unzufrieden war, was sich mit der folgenden Szene nicht unbedingt verbessern sollte. Denn statt dem überfälligen 1:2, konnten die Südengländer mit der nächsten Aktion bereits das 0:3 erzwingen.
Und dabei erfolgte auch das dritte Gegentor nach dem selben Muster. Auf der rechten Abwehrseite Dalots wurde nicht konsequent gegen den Mann gearbeitet, sodass dieses Mal Joao Pedro unbedrängt im Zentrum an den Ball kam und diesen am ausgestreckten Onana vorbei ins lange Eck beförderte. Ein Tor was auch für den Torwart durchaus haltbar war.
Damit war die Messe gelesen, United konnte aber zumindest mit dem nächsten Abschluss nur eine Minute später verkürzen. Dabei war es der auffällige Joker Hannibal, der sich einfach ein Herz fasste und aus mehr als 20 Metern Steele mit einem wuchtigen Fernschuss überwand. Ein herrlicher Debüttreffer des Tunesiers, der zumindest kurzzeitig die Stimmung im Old Trafford etwas erhellte.

Dies war es aber dann auch mit der Herrlichkeit für die Heimelf. United machte in der Schlussphase zwar noch etwas Druck, in den Schlussminuten war es aber die Mannschaft De Zerbis die näher am Treffer war. So musste Onana mehrmals glänzend parieren, insbesondere gegen Ansu Fati in der Nachspielzeit, der die 100%ige im 1 gegen 1 nicht ins Tor befördern konnte.
Insgesamt aber sollte sich diese verpasste Chance nicht mehr rächen, da United nicht mehr ernsthaft vor das Tor kam und die Partie relativ unspektakulär mit dem 1:3 zu Ende ging. Ein Ergebnis, das aufgrund der zweiten Hälfte in Ordnung ging, aber durchaus anders hätte enden können, wenn United im ersten Durchgang die vielen Gelegenheiten konzentrierter und zielstrebiger ausgespielt hätte.
Nach dem Schlusspfiff gab es im Old Trafford ein Pfeifkonzert, etwas was man in der Amtszeit von Erik ten Hag so noch nicht gehört hatte. Der Job des Niederländers ist gewiss noch nicht gefährdet, dennoch hat dieser verpatzte Saisonstart mit den vielen Problemen abseits des Platzes dazu geführt, dass die Stimmung im Verein auf einen Tiefpunkt in der Ten-Hag-Ära angekommen ist.
Es sind erst fünf Spieltage absolviert, daher ist eine komplette Analyse etwas verfrüht, dennoch ist dieser Saisonstart eine Riesenenttäuschung, die nach Platz 3 in der Vorsaison so nicht erwartbar war. Es wirkt bisher so als wären die Fortschritte aus der letzten Spielzeit allesamt verpufft, während auch nach fünf Spieltagen die Fitness noch nicht da ist, wo sie für ein Topteam mit höchsten Ambitionen sein sollte.
In dieser Spielzeit hat Ten Hag zudem noch nicht seine beste Elf gefunden, während die Mannschaft insgesamt taktisch vorhersehbar und unreif wirkt und somit besonders in der Defensive überhaupt keine Kontrolle über das Geschehen hat. Obendrein fehlt auch die Leidenschaft und auch der absolute Wille zu gewinnen, womit wir unterm Strich ein bemitleidenswertes Haufen Elend sind, das im Vergleich zum Vorjahr nicht wiederzuerkennen ist.

Zum Kontrast zu Ten Hag hat De Zerbi im Vergleich zum Sieg gegen Newcastle sechs Wechsel vorgenommen und im Verlauf der Partie zahlreiche Neuzugänge in die Partie gebracht. Dennoch war bei den Seagulls stets die Handschrift des Italieners sowie ein klarer Spielplan erkennbar, zudem agierten die Gäste als Kollektiv, das auch in schwierigen Momenten nicht die Fassung verlor, und sich so am Ende für eine reife Leistung belohnen konnte.
Damit steht United nach drei Niederlagen in den ersten fünf Saisonspielen gehörig unter Druck, ehe es am Mittwoch zum Champions League Klassiker nach München geht. Dort wird United aller Voraussicht nach gegen den deutschen Meister unter die Räder kommen, wenn es nicht gelingt, die großen Defizite im Spiel zumindest teilweise zu reparieren.

Die Saison ist natürlich noch jung, dennoch muss schnell was passieren, damit wir nicht schon im Frühherbst unsere Saisonspiele verspielen wollen.
Die Spieldaten zur Partie:
