März 27, 2020

Youth Watch: Hannibal Mejbri

27. März 2020

Von Adam Englert

Geburtstag: 21. Jan 2003

Alter: 17

Größe: 1,82

Nationalität: Frankreich/Tunesien

Position: Zentrales/Offensives Mittelfeld

Fuß: Rechts

Vertrag: bis 2024

DER FELDHERR

Nomen est Omen ist eigentlich eine ausgelutschte Phrase, aber im Fall von Hannibal Mejbri ist der Vergleich etwas passend. So wie der karthagische Feldherr Hannibal mit genialen Strategien einst das römische Reich in die Knie zwang, so ist der junge Franzose mit tunesischen Wurzeln der Lenker und Denker im Mittelfeld unserer Academy. Der klangvolle Name ist spätestens seit dem Sommer 2019 in aller Munde als United für den Youngster vom AS Monaco 5 Mio. Pfund hingelegt hat, zudem wohl in den nächsten Jahren noch 5 Mio. drauflegen muss. Der für sein Alter schlaksige Mejbri stammt aus den Pariser Banlieues, den Vororten der Hauptstadt in denen 8 der 23 französischen Weltmeister von 2018 aufwuchsen, darunter Spieler wie Mbappe, Kante oder Pogba. Ob Mejbri eines Tages so eine Karriere macht steht natürlich in den Sternen, doch in seinen ersten Partien für die U-Mannschaften hat er bislang einen vielversprechenden Eindruck gemacht.

SPIELWEISE

Selbstvertrauen hat der Junge allemal: Als unsere U18 im letzten Monat im Youth FA Cup auf Leeds United traf (als man noch Fußball spielen durfte), wurde der junge Franzose von 1.400 Auswärtsfans bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und aufgrund seines Aussehens beschimpft. Anstatt unter dem Druck zu zerbrechen, machte der 10er sein bis dato bestes Spiel im Trikot der Red Devils. Leeds wurde mit 1:0 im Old Trafford geschlagen und der junge Maestro hatte am Ende das letzte Lachen. Mejbri, der mit einer David-Luiz- aka Tingeltangel-Bob-Gedächtnisfrisur über den Platz gleitet, fällt auf dem Fußballplatz nicht nur optisch sofort auf, sondern legt eine Spielweise an den Tag, die in seiner Altersklasse seines Gleichen sucht. Man sollte an dieser Stelle Vergleiche mit Weltklassespielern von einst mit Vorsicht genießen, aber die Persona auf dem Platz ähnelt unverkennbar dem seiner Landsmänner Vieira oder Zidane. Wenn man Videomaterial des Youngsters beobachtet, fällt schnell der tiefe Schwerpunkt auf, mit dem er mühelos Gegenspieler wie Hütchen stehen lässt. Neben der guten Balance hat Mejbri eine überragende Ballbehandlung, sodass fast alle Zuspiele am Fuß kleben bleiben und schnell verarbeitet werden. Realtaktisch spielt der Pariser die Rolle eines modernen 10ers, so positioniert er sich oft zwischen den Linien, lässt sich zuweilen auch fallen, um dann mit Tempo auf die Abwehrketten zuzulaufen. Des Weiteren verfügt er über eine überdurchschnittliche Spielübersicht und -intelligenz, sieht kluge Steilpässe sehr früh, um so seine Mitspieler gut in Szene zu setzen. Neben dem guten Auge und der guten Technik ist sich Mejbri für keinen Zweikampf in der Defensive zu schade, auch wenn dies aufgrund seines Körperbaus nicht unbedingt seine Stärke ist, eine Tugend, die für den Erfolg seiner jungen Karriere entscheidend sein könnte. Im Grunde gibt es wenig Negatives über den Shootingstar zu berichten. Bisher hat er etwas die Konstanz in seinen Leistungen missen lassen. In einigen Partien taucht er phasenweise ab, während in schwierigen Partien, oftmals auswärts, wenig von ihm zu sehen ist. Dies ist aber in der Entwicklung fast aller Youngster normal.

PROFIKADER-AUSSICHTEN

Sobald man den Jungen spielen sieht, ist es klar, dass es für eine erfolgreiche Profikarriere nicht an Talent mangeln wird. Mejbri besitzt alle Attribute die ein kreativer Mittelfeldspieler braucht, zudem ist er mit seinen gerade mal 17 Jahren den anderen Jugendspielern in seiner Entwicklung weit voraus. Somit wird der Aufstieg in den Profikader von Manchester United von zwei Faktoren abhängen: Einsatz und Glück. Dem Ex-Academy-Star Ravel Morrison (Jahrgang 93) z.B. gelang es trotz großem Talent nie sein Potenzial zu verwirklichen, sodass ihm eine sicher-geglaubte Laufbahn im United-Trikot verwehrt blieb. Jesse Lingard hingegen, dem nie eine Weltkarriere zugesprochen wurde, kämpfte sich mittels vieler Leihgeschäfte in der Championship in den Profikader, wo er u.a 2016 das Siegtor im FA Cup Finale schoss. Neben der richtigen Einstellung muss Mejbri wie alle Academy-Spieler auf etwas Glück hoffen, dass neben Verletzungen auch einen Cheftrainer, der auf Jugendspieler setzt. So ist es unwahrscheinlich, dass ein Marcus Rashford bei Jose Mourinho den Sprung zu den Profis geschafft hätte, wie einst 2016 unter Louis van Gaal. Sogar Paul Pogba konnte unter Sir Alex Ferguson nicht den Sprung in die erste Elf realisieren, sodass er erst über den Umweg Juventus (+ 100 Mio. Euro Ablöse) den Weg in den Profikader verwirklichte.

Momentan sind die Aussichten unter Ole Gunnar Solskjaer relativ positiv. Auch wenn die Konkurrenz auf den kreativen Mittelfeldpositionen gigantisch ist, schreckt der Norweger nicht davor zurück junge Talente auch in großen Spielen ins kalte Wasser zu werfen. Bis dato sind unter OGS Brandon Williams und Mason Greenwood Stammpersonal im 18-Mann-Kader geworden, zudem kommen weitere Youngster wie Garner, Chong oder Gomes hin und wieder zu Einsätzen. Es ist wahrscheinlich, dass Mejbri früher oder später für United spielen wird, entscheidend wird sein, dass er diese Chance nutzt und natürlich auch das Glück von Verletzungen verschont zu bleiben sowie einen Trainer hat, der zur richtigen Zeit auf ihn setzt.

FAZIT

Im Grunde gilt bei United seit Jahren die Devise: ,,Bist du gut genug, bist du alt genug”. Mejbri ist definitiv gut genug. Nun muss er das in den nächsten 2-3 Jahren konstant beweisen. Ob er in die Fußstapfen von Spielern wie Cantona, Scholes, Pogba oder nun Fernandes tritt, wird sich aber zeigen. Mejbri rechnet selbst damit, dass er in den nächsten zwei Jahren bei den Profis spielen wird. Ob ihr dies als Arroganz oder Selbstvertrauen bewertet, ist euch selbst überlassen. Egal wie man es nennen will, es wird garantiert nicht das letzte sein, was ihr in den nächsten Wochen und Monaten von Hannibal Mejbri hört!

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